Nach wie vor sind Solaranlagen äußerst beliebt, wenn es darum geht, den eigenen Haushalt mit umweltfreundlichem Strom zu versorgen. Aber wussten Sie, dass viele Besitzer solcher Anlagen auch ihre Elektroautos mithilfe dieser erneuerbaren Energiequelle aufladen? In diesem Artikel erfahren Sie, wie viel Leistung dafür benötigt wird und welche wichtigen Aspekte Sie beim Laden Ihres Elektroautos mit Solarstrom beachten sollten.
Parkplätze außerhalb von Parkhäusern oder Tiefgaragen stehen oft in der Kritik wegen ihrer großen Flächenversiegelung. Aber was wäre, wenn man diese Flächen nutzen könnte, um mithilfe von Photovoltaik-Anlagen Strom zu erzeugen? Reicht die erzeugte Energie aus, um ein durchschnittliches Elektroauto das ganze Jahr über aufzuladen?
Der Stromverbrauch eines VW ID.3 beträgt inklusive der Ladeverluste 19,2 kWh pro 100 Kilometer (Quelle: ADAC), wir runden dies auf 20 kWh auf. Im Durchschnitt fährt ein Auto in Deutschland etwa 14.000 Kilometer pro Jahr. Wenn wir diesen Wert mit dem Stromverbrauch des Elektroautos multiplizieren, ergibt sich ein jährlicher Verbrauch von rund 2.800 kWh.
Die Peak-Leistung von aktuellen PV-Modulen kann je nach Hersteller variieren. In unseren Berechnungen verwenden wir ein Solarmodul mit knapp zwei Quadratmetern Fläche und einer Spitzenleistung von 400 Watt. Dies entspricht einem gängigen Wert, der von einigen Modulen sogar noch übertroffen werden kann.
In Deutschland können wir im Durchschnitt mit etwa 1.000 Vollast-Stunden pro Jahr rechnen, solange die Solarmodule nicht von Gebäuden oder Bäumen beschattet sind und optimal ausgerichtet sind. Über das gesamte Jahr hinweg könnten daher bei 1.000 Vollast-Stunden und einer Peak-Leistung von 400 Watt insgesamt 400 kWh Strom erzeugt werden.
Um ausreichend Strom für die Versorgung eines Elektroautos wie dem VW ID.3 mit einem Verbrauch von 2.800 kWh pro Jahr zu erzeugen, wären daher bereits sieben solcher Solarmodule ausreichend.
Bei einer Fläche von zwei Quadratmetern pro Modul ergibt sich eine Gesamtfläche von 14 Quadratmetern. Ein durchschnittlicher Parkplatz mit einer Länge von nur fünf Metern und einer Breite von 3 Metern bietet bereits ausreichend Platz, um einen Carport mit erhöhten Solarmodulen zu installieren. Die Errichtung eines Carports mit einer Grundfläche von max. 30m² ist beispielsweise in Niedersachsen genehmigungsfrei, siehe Niedersächsische Bauordnung (NBauO) § 60 Abs. 1). Zuständig ist das Bauamt Ihrer Stadt oder Gemeinde.
Rechnerisch ist sogar eine höhere Leistungsausbeute möglich, wenn die Module unter einem Winkel von 45 Grad angebracht werden, was zu einer um bis zu 40% höheren Leistung führen kann.
Voraussetzungen für die Errichtung eines Fahrzeugunterstands in Niedersachsen:
In vielen Gemeinden und Städten Niedersachsens sind Carports genehmigungsfrei, wenn sie die nachfolgenden Regeln befolgen:
- Grundfläche bis 30m² und max. eine mittlere Wandhöhe von 3m
- die Länge mindestens 5m beträgt.
- bei einer Grenzbebauung darf das Carport max. 9m auf einer Grenze und 15m auf allen Grenzen stehen.
- die Breite ist mit 2,5m vorgegeben, bei Carports mit einer Seitenwand 2,4m
- Zwischen Carport und der Straße müssen 3m liegen.
- Auf der Grundstücksgrenze selbst und innerhalb von 1m zur Grenze, darf nur gebaut werden, wenn die Stellfläche kleiner als 36m² ist. Die Länge darf nicht mehr als 9m betragen. Der Fahrzeugunterstand darf an seinem Höhepunkt nicht größer als 3m sein.
Statistisch gesehen gibt es in Deutschland mehr als 1,7 Parkplätze pro Auto, sei es zu Hause, am Arbeitsplatz oder in Parkhäusern. Wenn all diese Flächen mit PV-Anlagen ausgestattet wären, könnte der Strombedarf einer vollständig elektrifizierten deutschen Autoflotte gedeckt werden, ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln. Das Beste daran ist, dass der auf diese Weise erzeugte Strom mit Kosten zwischen 9 und 15 Cent pro kWh (abhängig von der Größe der Gesamtanlage) günstiger ist als jeder andere saubere Kraftstoff für Autos.
Natürlich unterliegt die Stromerzeugung per Photovoltaik gewissen Schwankungen. Doch selbst bei einer einwöchigen Wolkenbedeckung stellt dies in der Regel kein großes Problem dar, da moderne Elektroautos wie beispielsweise der VW ID.3 über einen Akku mit einer Kapazität von 58 kWh verfügt, das reicht aus, um den Strom für eine durchschnittliche Woche, ca. 300 Kilometer Fahrtstrecke zu speichern. Längere Perioden ohne Sonnenschein müssen jedoch über das Stromnetz ausgeglichen werden.
Über das Solarkataster der Region Hannover können Sie bestimmen, wo Sie auf ihrer bestehenden Immobilien eine PV Anlage installieren können: https://hannit.maps.arcgis.com/apps/webappviewer/index.html?id=ae44d505b53a493cb3f1f5c36e310786